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Sonntag, 25. Juli 2010

Die Lampenkisten oder Sprechende Medizin




























Ein Hausarzt der mit seinem Geld
sich eine Praxis hingestellt,
Schafft sich , weil er das endlich kann,
so manche teure Kiste an.
An einer Kiste sind die Kabel,
gedacht zum Anschluss an den Nabel

Die andere hat lauter Lampen,
die leuchten rot bei dicken Wampen.
Die dritte piepst ihm digital,
wenn sich verstärkt des Menschen Qual.
So sammelt sich viel Mobiliar,
in weißer Farbe übers Jahr.

Weil so ein Kistlein teuer ist
und Manches vom Gewinn wegfrisst,
falls es ihm nicht mit Witz gelingt,
dass er es in die Arbeit zwingt.
Darum sucht er verständlich nun,
für seine Kisten was zu tun.

Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit
verschob sich deutlich mit der Zeit.
Zuvor war er ein Detektiv,
der zuhörn konnte intensiv.

Jetzt nennt man ihn den Spezialisten
für weiße Kabel-Lampen-Kisten.

2 Kommentare:

  1. Da war - bis in die 70er Jahre - in einem kleinen Ort am Rande Bayerns ein Hausarzt, der hatte nach dem Krieg etwas von "Reizstromtherapie" gehört. Da er wohl etwas geizig gewesen war, um sich so ein neues teures Gerät zu kaufen, beauftragte er einen ihm bekannten Weltkriegs-Funker ihm das selbst zu bauen. Das müsse der doch können, ist ja auch nicht viel anders.

    Gesagt, getan. Das Gerät war pompös, mit vielen leuchtenden Lämpchen und Schalterchen - und es hat über viel Jahre hinweg seinen Dienst anstandslos getan, sehr zur Freude und zur Heilung vieler hunderter Patienten.

    Nachdem die Praxis dann an einen Nachfolger verkauft worden war und einige Jahre später die MedGV (Medizinische Geräteverordnung) in Kraft trat, wollte man dieses altgediente und bewährt Gerät natürlich auch überprüfen, damit es das begehrten Siegel erhalte - und so hat man es geöffnet.

    Wie staunten da alle Anwesenden, als man erkannte, dass der ganze Strom nur für die blinkenden Lämpchen benutzt wurde. Die Elektrodenkabel für die Pateinten endeten dagegen blind an der Gehäusewand!

    Natürlich wurde dies nicht an die große Glocke gehängt und das "Reizstrom-Gerät" still klamm heimlich "entsorgt" und ein neues, richtig funktionierendes angeschafft.

    Der Funker war mit der ihm zugedachten Aufgabewohl etwas überfordert, hat sich aber nicht getraut seinen Hausarzt zu enttäuschen.

    Aber noch lange meinten viele alte Patienten, dass das frühere Gerät doch viel besser gewirkt habe, das neue hatte nicht so viele blinkende Lämpchen und Schalterchen!

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  2. Herrliche Geschichte. Ich hab mir auch schon mal gedacht, ob ich nicht an mein Sonogerät eine LED-Blinkerpanele basteln sollte, dann würde der diagnostische Ultraschall vielleicht so viel Placebowirkung entfalten, wie die berühmte "Röhre" in die jeder psychisch überlagerte Rückenschmerzpatient hinein will. Immerhin blieb der Funker dem nil nocere treu verbunden...herrlich!

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